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Hallo Leute,

hier ist eine Geschichte, die ich geschrieben habe. Vielleicht wird daraus mal ein Buch!

 

Hilfe im Regenwald

 

  • Kapitel 1

Ich bin 12 Jahre alt, ich lebe in Deutschland, in Berlin. Vor zwei Wochen ist Folgendes passiert:

Die erste Woche der Sommerferien hatte begonnen. Ich flog mit meinen Eltern nach Brasilien. Der Flug dorthin dauerte sehr lange. Deshalb überlegte ich mir schon mal, was ich dort machen wollte. Ja, ich wollte unbedingt eine Erforschungstour durch den Regenwald machen.

Als wir endlich landeten, war ich so aufgeregt, dass ich wie wild herum hopste. Meine Mutter fragte, was denn los sei, aber ich rief nur: „Ich freu mich so, ich freu mich so, ich freu mich so!!!“ und hüpfte so sehr, dass ich mich hinterher bei einigen Leuten entschuldigen musste. Im Taxi, was uns zu unserer Ferienwohnung brachte, wurde es auch nicht viel besser. Erst als wir dann da waren, wurde ich vernünftig. Meine Eltern packten als erstes die Koffer aus. Erst mal ließ ich sie in Ruhe, doch dann fragte ich meine Mutter, ob ich in den Regenwald gehen durfte. Sie sagte „Nein“ und ich brauchte alle Überredungskünste, um sie überzeugen zu können. Als sie es dann doch erlaubte, musste ich mir einen Rucksack voller nützlicher Sachen – so sagte es meine Mutter jedenfalls – packen. Und das waren: Ein 1.-Hilfe-Set, eine Flasche Mückenspray, ein 2.-Hilfe-Set, eine Warnweste, mein Megaphon, ein Wasserball, Regenwaldflyer, mein Personalausweis, fünf belegte Brote, eine große Flasche Wasser, ein Taschenmesser, eine Angel, ein Kescher, zwei Feuersteine, ein Hammer und ein Meißel. Woran ich nicht dachte, waren ein Kompass und ein Landkarte. Nachdem meine Eltern mir „Tschüss“ gesagt hatten, ging ich los.

 

  • Kapitel 2

Zum Regenwald war es von unserer Ferienwohnung nicht weit. Ich brauchte ca. zehn Minuten dorthin. Auf dem Weg kam ich an einem verlassenen Sägewerk und an ein paar Baustellen vorbei. Zum Schluss bog ich an einem unfertigen Spielplatz ab. Doch da erstarrte ich plötzlich. Eine dunkle Gestalt ging in meine Richtung. Sie hatte eine Pistole im Gürtel. Ich duckte mich, doch sie ging weiterhin in meine Richtung. Ich hielt die Luft an. Die Person drehte sich kurz um, und diese Gelegenheit nutzte ich, um über den Spielplatzzaun zu springen und mich blitzschnell hinter dem Klettergerüst zu verstecken. Der Mann kam näher und noch näher und ging am Spielplatz vorbei. Ich atmete tief durch und kam langsam aus meinem Versteck. Ich sah den Mann gerade noch um eine Ecke gehen. Hinten auf seinem T-Shirt stand: „Regenwald-Zerstörungs-e.-V.“ Mir wurde bewusst, was für ein schlimmer Mensch das sein musste. Ich stieg also wieder über den Zaun und ging weiter in Richtung Regenwald. Inzwischen war ich nur noch ca. zehn Meter von den ersten Bäumen entfernt.

Ich ging auf einen großen Baum zu. Jetzt stand ich direkt vor ihm. Ich fasste den Baum an. Er hatte eine wunderbar schöne, glatte Rinde. Ich guckte den Stamm hinauf: Der Urwaldriese war geschätzte 45 Meter hoch. Ich staunte: So einen hohen Baum hatte ich noch nie gesehen. Ich umarmte ihn und ging einmal um ihn herum. Ja, er war von allen Seiten so schön. Nachdem ich einige Minuten den Baum bewundert und mit einem großen Stein markiert hatte, ging ich weiter. Da sah ich einen Baum, der von der Würgefeige[1] befallen war. Es musste mal genauso ein schöner Baum gewesen sein wie der andere.

 

  • Kapitel 3

Ich ging weiter, da hörte ich auf einmal ein schauriges Geräusch. Ich horchte. Es klang wie ein Knurren, das immer näher kam. Ich hielt heute schon zum zweiten Mal den Atem an. Ich blickte hinter mich. Da sah ich direkt in die Augen eines Tigers. Ich rannte um mein Leben. Immer tiefer in den Regenwald hinein, kreuz und quer, bis ich einfach nicht mehr konnte. Ich wurde langsamer und drehte mich um. Ich hatte den Tiger tatsächlich abgehängt. Nach zehn Minuten Erholung lief ich weiter. Schon bald hörte ich ein neues Geräusch. Dieses klang allerdings eher wie ein Rauschen. Plötzlich stand ich im hellen Sonnenlicht. Vor mir war ein Fluss, wahrscheinlich der Amazonas. Ein paar Meter flussaufwärts war ein Wasserfall, von ihm kam das Rauschen. Der Fluss war bezaubernd. Fische sprangen, ein Krokodil wälzte sich am anderen Ufer im Schlaf. Eine Eidechse versuchte, eine Feige von einem Baum zu holen. Ich ging zu ihr und half ihr. Sie bedankte sich mit einem leisen Quieken. Ich ging ein bisschen weiter am Fluss entlang. Nach einem kleinen Fußmarsch hörte ich ein

leises Schnattern. Ich ging dem Geräusch nach. Da sah ich einen Flussdelfin am Ufer liegen. Er war verletzt. Ich rannte das letzte Stück zu ihm. Den anderen Delfinen im Fluss konnte man ansehen, dass sie traurig waren. Ich setzte meinen Rucksack ab und holte mein 1.-Hilfe-Set heraus. Zum Glück hatte ich wasserfeste Hilfe dabei. Ich konnte den Delfin verarzten. Als ich ihn wieder ins Wasser geschoben hatte, kramte ich in meinem Rucksack herum. Ja, da war er, der Wasserball, den ich am Anfang meiner Tour in meinen Rucksack gesteckt hatte. Ich holte ihn heraus und überlegte kurz, dann warf ich ihn den Delfinen zu. Sie quiekten und spielten mit dem Ball. Sie tauchten mit dem Ball ab. Als ich gerade gehen wollte, sprang die gesamte Schule[2] aus dem Wasser, quiekte und wackelte mit den Flossen. Diese Vorstellung guckte ich mir noch ein paar Minuten an, dann winkte ich ihnen zu und ging weiter. Ich ging, ich ging, ich ging  und ich ging nach einer halben Stunde immer noch. Da hörte ich wieder ein Geräusch, diesmal war es kein schnattern, nein, es war ein quieken. Das Quieken wurde immer lauter je weiter ich ging. Da sah ich einen Affen, wie ein kleines Fellklöpschen. Als ich näher trat bemerkte ich, wie ganz viele Affen in den Bäumen rundherum saßen. Ich überlegte, was der Affe wohl haben könnte. Hm-hm, vielleicht Bauchschmerzen? Nein, so etwas haben Affen bestimmt nicht. Ah, ein Knochenbruch vielleicht? Ja, das war bestimmt des Rätsels Lösung. Jetzt aber schnell den 1.-Hilfe-Koffer herausholen. Bestimmt brauchte der Affe dringend Hilfe. Ich guckte in den Koffer. Ein Pflaster wäre für einen Bruch nicht gerade sinnvoll. Ich lachte kurz, doch dann sagte ich zu mir selbst: Aber jetzt Spaß beiseite. Ich musste dem armen Affen doch helfen. Ich nahm einen Verband aus dem Koffer, hinzu kamen noch ein Klettergürtel und ein starkes Kletterseil. Diese beiden Gegenstände hatte ich nicht eingepackt, aber egal, die Hauptsache war ja, dass ich sie jetzt hatte. Ich ging näher an den Baum heran, warf mein Seil nach oben und schnallte das andere Ende mit dem Karabinerhaken an meinem Gürtel fest. Das erste Ende hatte sich inzwischen über einen Ast gelegt und war wieder heruntergekommen. Ich machte mit meinem Ende eine Schlaufe. Das gerade heruntergekommene Seil legte ich durch die Schlaufe, dann zog ich die Schlaufe ganz eng um den Ast. Jetzt kletterte ich langsam hoch. Ich zog das Seil immer weiter durch die Klettersicherung an meinem Gürtel. Über mir hockte der Affe. Ich kletterte immer höher, bis ich mir den Kopf am Ast stieß. Jetzt hatte ich es fast geschafft. Nur noch ein kleiner Sprung und ich saß direkt neben dem Affen. Den 1.-Hilfe-Koffer hatte ich dummerweise unten gelassen. Aber ich hatte mir drei Verbände in die Hosentasche gesteckt. Ich tastete den Affen vorsichtig ab. Am Handgelenk schrie er auf. Dort wickelte ich den Verband schön dick herum. Als ich fertig war, ließ das Quieken endlich nach. Ich war erleichtert, doch jetzt wurde das Quieken noch einmal lauter. Alle Affen in den Bäumen rundherum quiekten, allerdings nicht vor Schmerz, sondern vor Freude. Ich hüpfte vom Ast und ließ mich langsam vom Baum herunter. Zuletzt landete ich mit einem abgefederten Sprung auf dem Boden. Ich packte meine Ausrüstung wieder zusammen, verabschiedete mich von den Affen und ging etwas weiter. Da überfiel mich plötzlich der Hunger. Ich aß eines meiner fünf belegten Brote und trank einen ordentlichen Schluck aus meiner Wasserflasche. Dann ging ich weiter. Nach fünf Minuten Fußmarsch wurde ich schon wieder überfallen. Diesmal allerdings nicht vom Hunger, sondern von einem Tiger. Kein Zweifel: Es war der Tiger von vorhin. Er erkannte mich scheinbar auch wieder, denn er sprang mich an. Ich öffnete meinen Rucksack und ließ ihn schnuppern. Er leckte sich das Maul. Das war für mich ein klares Zeichen. Ich holte meine Brotbox heraus und öffnete sie. Ich holte ein Salamibrot heraus und hielt es ihm hin. Der Tiger biss genüsslich hinein. Als er das Brot verdrückt hatte, schleckte er mir mit seiner feuchten Zunge über das Gesicht. Dabei schnurrte er leise. Als mein Gesicht komplett nass war, hielt ich ihm meine Hand zum Abschied hin. Er legte seine Pfote auf meine Hand und ging wieder in die Tiefen des Urwaldes. Und ich? Ich ging weiter und immer weiter in den undurchdringlichen Regenwald. Nachdem ich eine Stunde gelaufen war, legte ich wieder eine kurze Pause ein und mir war so, als hörte ich wieder ein Geräusch. Dieses Geräusch klang wie ein verzweifeltes Kreischen. Ich beschloss, die Pause zu beenden und dem Geräusch nachzugehen. Ich ging jetzt schon eine ganze Weile und das Kreischen dröhnte mir in den Ohren. Doch als es unerträglich zu sein schien, trat ich in die gleißende Sonne. Ich stand am Rande einer Lichtung, in deren Mitte ein vereinzelter Baum stand, in dem ein Ara³ hockte. Sein einer Flügel ³ Ein Ara ist eine Papageienart, die im Regenwald lebt. war seltsam gekrümmt. Ich lief zum Baum und konnte sehen, dass der Papagei immer ängstlicher wurde, je näher ich dem Baum kam. Als ich direkt vor ihm stand, zitterte der Ara so sehr, dass er fast vom Baum fiel. Anscheinend konnte er wegen diesem seltsam gekrümmten Flügel nicht mehr fliegen. Dann fing ich an, beruhigend auf das Tier einzureden. Der Ara beruhigte sich wirklich und hüpfte sogar langsam weiter nach unten. Von Ast zu Ast und von Ast zu Zweig. Und von Zweig zu Ast. Und schon bald saß er auf dem untersten Ast, der nur noch ca. 3 Meter vom Boden entfernt war. An dieser Stelle streckte ich meine Arme aus, um ihn aufzufangen – und tatsächlich: Er sprang, flatterte mit den Flügeln und landete dann weich in meinen Armen. Ich setzte ihn vorsichtig auf den Boden und schaute mir seinen Flügel genauer an. Wahrscheinlich war er aus großer Höhe gestürzt. Dann untersuchte ich die Verletzung und stellte nach einigen Minuten fest, dass der Flügel gebrochen war. Das einzige Schlaue wäre jetzt, wenn man den Flügel schienen würde. Ich hatte zwar keine Schiene mitgenommen, aber ein stabiler Stock und ein Stück Schnur wären vielleicht ein guter Ersatz für eine Schiene. Ich setzte meinen Rucksack ab, ging einmal um die Lichtung herum und fand drei stabile Stöcke, aber leider kein Stück Schnur in meinem Rucksack. Das war ja mal wieder klar. Ich hatte eine perfekte Kletterausrüstung, aber kein Stück Schnur. Da kam mir eine bahnbrechende Idee. Wofür war ich denn im Regenwald? Ich konnte doch eine dünne Liane als Schnur benutzen! Ein paar Meter weiter im Regenwald sah ich eine schöne Liane und schnitt sie gleich mit meinem Taschenmesser ab. Mit der Liane ging ich wieder zurück zur Lichtung. Zum Glück war der Papagei noch nicht weggehüpft und saß sogar immer noch da, wo ich ihn nach der Untersuchung abgesetzt hatte. Ich lief zu ihm und band ihm die Schiene – oder besser gesagt, einen der stabilen Stöcke – um seinen Flügel. Immerhin konnte er jetzt, wenn Gefahr drohte, sich auf einen Baum retten. Ich grub eine kleine Kuhle in den Boden und goss einen Schluck Wasser hinein. Dann lockte ich den Papagei zu mir. Er verstand scheinbar, was ich vorhatte und trank in ein paar Zügen die Kuhle leer. Ich kippte Wasser nach. Er trank wieder, aber diesmal nicht alles Wasser, das in der Kuhle war. Ich trug den Vogel zurück zu dem Baum, in dem er am Anfang gesessen hatte und hob ihn hoch über meinen Kopf, so dass er das letzte Stück bis zum niedrigsten Ast hochflattern konnte. Schließlich ging ich zurück zu meinem Rucksack und wanderte weiter durch den Regenwald.Ich wanderte einfach der Nase nach und nach kurzer Zeit war ich wieder auf einer Lichtung, diese war allerdings nur ca. 4 mal 4 Quadratmeter groß. Auf ihr lag ein sehr verzweifelt aussehendes Elefantenweibchen. Ich wusste zwar nicht wie das kam, aber irgendwas sagte mir, dass das Elefantenweibchen ihr Kind verloren hatte. Ich ging zu ihr und redete beruhigend auf das große Tier ein. Als ich eine Zeit lang beruhigend auf sie eingeredet hatte, ging ich an den Rand der Lichtung und ungefähr einen Meter in den Dschungel hinein. Dann marschierte ich in einer immer größer werdenden Spirale um die Lichtung herum. Als ich die Spirale schon ca. 50 Meter um die Lichtung gezogen hatte und schon völlig aus der Puste war, hörte ich ein leises Schnauben. Ich ging um einen Urwaldriesen herum und auf der anderen Seite entdeckte ich ein kleines Elefantenbaby und zwar direkt auf einem Ameisenhügel. Es sah so aus, als hätte der Elefant Angst vor den Ameisen und die Ameisen Angst vor dem Elefanten. Der Babyelefant, so schien es jedenfalls, hatte aber keine Kraft mehr, sich wo anders hinzusetzen, da er wahrscheinlich seine Mutter gesucht hatte und sich völlig kraftlos hier niedergelassen hatte. Also hob ich das Baby hoch, es war offensichtlich ein sehr kleines Junges, denn ich konnte es problemlos halten. Ich trug es also zur Lichtung, wo die Elefantenmutter zum Glück immer noch lag.

 

>>> Fortsetzung folgt! <<<

 

 

 

 

 

 

[1] Die Würgefeige ist ein Baum, der auf einem anderen Baum wächst und ihn dadurch nach und nach zerstört.

 

 

[2] Eine „Schule“ nennt man eine Gruppe von Delfinen.

 

 

[3] Ein Ara ist eine Papageienart, die im Regenwald lebt.

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